Sengelmanns Aufgaben als Pastor

Am 1. März 1853 trat Heinrich Matthias Sengelmann offiziell seine neue Pastorenstelle in der Gemeinde St. Michaelis an. Der Bezirk rund um die Hauptkirche St. Michaelis war zu diesem Zeitpunkt ein sozialer Brennpunkt und viele Kinder, die die dortigen Armenschulen besuchten, kamen häufig aus zerrütteten Familienverhältnissen. Pastor Sengelmann kritisierte, dass diese Schulen den Kindern nicht gerecht werden und leistete deshalb zusätzlich seelsorgerische Arbeit. Als Pastor hielt Sengelmann sonntags morgendliche Gottesdienste ab, nachmittags führte er Trauungen, Taufen und Konfirmationen in privaten Haushalten durch. Weil er für diese nur 15 Minuten Zeit hatte, ähnelten die Amtshandlungen Massenveranstaltungen. Das kirchliche und soziale Engagement Sengelmanns spiegelte sich schon bald in den Zahlen wider, denn die Gemeinde St. Michaelis verzeichnete bis 1866 einen immensen Zuwachs an Mitgliedern.

St. Michaelis um 1860
St. Michaelis um 1860 – Quelle Archiv St. Michaelis

Gründe für das Fortgehen von St. Michaelis

Die hohe Arbeitsbelastung führte zu dem Entschluss, die Gemeinde St. Michaelis nach 14 Jahren zu verlassen, denn für die rund 50.000 Menschen, die zu diesem Zeitpunkt im Bezirk lebten, waren lediglich vier Geistliche verantwortlich. Neben dem Amt als Pastor und den damit verbundenen Pflichten, kümmerte sich Sengelmann weiterhin um seine „Pfleglinge“ im Haus Schönbrunn sowie um das Nicolai-Stift und bemühte sich um eine Reformierung der Kirche. Er arbeitete an seinem ersten Buch, schrieb Predigten für die Sonntagsgottesdienste; er gestaltete die Liturgie und Abendgottesdienste. Diese Gottesdienste geschahen jedoch gegen den Willen der Kirche. Generell stand seine theologische und seelsorgerische Ansicht eines Pfarramts, der der kirchlichen Wirklichkeit gegenüber. Sengelmanns Vorstellungen zu einer Trennung von Kirche und Staat stießen permanent auf Kritik.

Rückkehr zur Arbeit in den Alsterdorfer Anstalten

Im Oktober 1866 entschied sich Sengelmann schließlich dazu, dem Senat das Ende seines Pfarramtes mitzuteilen. Nicht nur die kirchlichen Konflikte und die kräftezehrende Gemeindearbeit belasteten den Pastor, auch private Schicksalsschläge, wie der Tod seiner Mutter in 1863 veranlassten ihn zum Gehen. Außerdem zeichnete sich die Expansion der Alsterdorfer Anstalten ab, sodass er zusammen mit seiner Frau, Jenny Sengelmann, zurück auf das Anstaltsgelände zog und dort seiner Passion, der Arbeit mit geistig, körperlich und seelisch behinderten Kindern nachging.

St. Nicolai Stift
St. Nicolai Stift